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6. Juli 2024

Unterschätze niemals eine Veranstaltung

Von Erkenntnissen in langen isländischen Nächten und einem neuen Verständnis von Veranstaltungen.

Im vergangenen isländischen November hatte ich zwischen Kartoffel- und Milchwirtschaftshof vorübergehend viel Zeit und Ruhe. Ich war «house sitter» bei der Künstlerin Michelle Bird in Borgarnes und habe in den langen Nächten die Nordlichter bestaunt und über die Zukunft nachgedacht  (was sehr gut zusammen passt).

Für mich war klar, dass ich im (wahrscheinlich) letzten Abschnitt meines Berufslebens selbständig arbeiten möchte: Ich möchte das in Wert setzen, was ich richtig gut kann. Und ich habe Lust, für den Aufbau meines eigenen Unternehmens konzeptionelle Arbeit, Marketing und Kommunikation einmal für mich selber zu machen. Mich selbstbewusst hinzustellen und zu sagen «Schaut her, das bin ich und das kann ich - und zwar richtig gut». Was ich richtig gut kann und richtig gern mache, ist, Veranstaltungen zu entwerfen, zu organiseren und auch zu moderieren. Es ist sozusagen mein Handwerk. Es ist das, was sich wie ein roter Faden durch die beruflichen Stationen meines Lebens zieht.

Bei einer Veranstaltung denken viele zuerst an technische Details: den Ort, das Datum, die Vorankündigung, die Mikrofone und Beamer, die Namensschildli und – nicht zu vergessen – die Verpflegung. Klar, das muss sein. Aber eine Veranstaltung ist viel mehr – und das wird meiner Meinung nach oft übersehen. Eine Veranstaltung ist in erster Linie ein einzigartiger, so nicht wiederkehrender Moment, in dem sich eine Gruppe Menschen versammelt, die sich in genau dieser Konstellation vorher noch nie getroffen hat und dies wahrscheinlich auch nicht mehr tun wird.

Und genau das ist es, was mich interessiert: mir diesen Moment im Voraus vorzustellen, zu überlegen, was das Ziel ist, was mit und in dieser Gruppe Menschen passieren soll. Sollen die Menschen einfach ausgelassen feiern und glücklich nach Hause gehen, sollen sie miteinander in Kontakt kommen und die Runde ihrer Duz-Freundinnen und Freunde erweitern? Sollen sie ein Infrastrukturprojekt in seinen konkreten Auswirkungen verstehen und alle Fragen stellen, die ihnen auf dem Herzen liegen? Sollen sie durch die Veranstaltung ihre Bedenken ablegen? Oder wollen wir etwas von dieser Gruppe? Wissen die Anwesenden Dinge, die unser Projekt zu einem besseren Ergebnis für alle führen? Es gibt noch viele Spielarten der obigen Frage und bei jeder Spielart werden Vorbereitung, Programm und Moderation ganz anders aussehen.

Veranstaltungen werden automatisch attraktiver und für alle Seiten erfolgreicher, wenn wir uns von Anfang an unserer Verantwortung bewusst sind, die wir für diese einzigartige Gruppe Menschen in diesem nicht wiederkehrenden Moment haben. - Und erfolgreiche öffentliche Veranstaltungen sind in der Entwicklung eines Infrastrukturprojekts essentiell: Sie sind die Praxistests, bei denen Inhalte, Auftreten, Zeitplan und Moderation bei den Anwesenden einen Eindruck hinterlassen von dem, was Kanton, Gemeinden oder Regionalkonferenzen machen und wie sie sich der Bevölkerung gegenüber verhalten.

Grund genug, um bei der Organisation der nächsten Mitwirkungs- oder Infoveranstaltung an einen planB zu denken :-)




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